Vor einigen Tagen hörte ich bei meinem allmorgendlichen Rundgang durch den Garten eine zarte, flehende Stimme, die rief: Oh holde Gärtnerin, willst du mich nicht erlösen? Wie konnte ich widerstehen? Schnell ein Blick über die Schulter, um zu sehen, wo sich mein geliebter Gatte gerade aufhielt…und, das kurz aufwallende schlechte Gewissen abstreifend, machte ich mich auf den Weg zur Quelle der Stimme. Schnell ward sie gefunden: In einem Eimer im Gemüsegarten sass ein hübscher, kleiner Prinz! So eine nette Überraschung, dachte ich für mich. Naja, er gab vor, ein Prinz zu sein, der meinen Garten wählte, um von seinem Los als albern quakender Frosch erlöst zu werden. Mit seinen bernsteinfarbenen Augen blickte er mich treu und lieblich an, seine Haut schillerte in warmen Rottönen. Attraktiv, zweifellos. Ein Indianer? Vielleicht…Ich setzte ihn auf meine Hand -seine Haut war streichelzart- und sah ihm tief in die Augen. In dieses Bürschchen könnte ich mich schon verlieben. Sein Köpfchen keck zur Seite gelegt, sah er mich mit feuchten, herzzereissenden Augen an. Ja, ein zweiter Prinz im Garten wäre nicht schlecht. Er könnte mir hie und da unter die Arme greifen, jäten, giessen…sanft meine Hängematte wiegen und mir zärtliche Worte ins Ohr flüstern, wenn mein anderer Prinz beschäftigt ist und mauert oder sonstwas tut. Ich schwöre, ich war kurz davor, ihn zu küssen, hob ihn hoch…als er plötzlich sagte: Endlich bist du gekommen, ich warte schon die ganze Nacht. Es klang leicht quengelnd, und ich sah ihm nochmals in die herrlich funkelnden Bernstein-Augen, ehe ich ihn sanft ins hohe Gras setzte. Ciao, lieber Prinz, ich bevorzuge deinen Gesang in meiner Wiese. Und wo wären wir überhaupt, wenn auf der Welt lauter Prinzen herumliefen? 🙂
A couple of days ago, on my usual morning tour of the garden, I suddenly heard this gentle, pleading voice that said: Oh fair garden lady, won’t you save me? How could I resist? Quick glance over my shoulder to check where my dear husband was…and, pushing my bad conscience aside, I followed the voice and found its source right away: A prince sat in a bucket in my potager! What a lovely surprise, I said to myself. Well, he pretended to be a prince that had chosen my garden for his salvation. He looked faithfully and lovingly at me with his amber-coloured eyes, his skin gleaming in warm red shades. No doubt very attractive. An Indian perhaps? Maybe… I put him on my hand -his skin was delicate and tender- and looked deep into his eyes. I could easily fall in love with this little chap. He cocked his head to one side and looked again at me with these moist, heart-wrenching eyes. Yes, a second prince wouldn’t go astray in my garden. He could help me here and there…weeding, watering…gently rocking my hammock, whispering soft words in my ear while the other prince is busy, building walls or whatever. I swear, I was just about to kiss him, lifted him up…as he suddenly said: Gee, it took you ever so long to come, I’ve waited all night. It sounded a bit like whining, and I looked again into his beautifully sparkling, amber-coloured eyes before I gently put him into the long grass. Bye, bye, beloved prince, I prefer your song in my meadow. And by the way, where would we be if there were only princes on this planet? 🙂
Da hast du Glück gehabt, Annette 🙂
„Ich bin ein Prinz“, versprach der Frosch kühn.
Die Maid scheute keinerlei Mühn.
Küsste unverdrossen
Sogar Bauch und Flossen,
doch das Großmaul saß da und blieb grün.
(Edith Schreiber-Wicke)
Was für ein schönes Gedicht, Heike – danke fürs Teilen, kannte ich gar nicht 🙂
Danke für den herzhaften Lacher! 😀
LG Claudia
Gern geschehen, liebe Claudia 🙂
Schicker Kerl! 🙂
Ich habe hier einen, der wohnt in einem Lavasteinbrunnen, der ist orange. Seltsame Farbe.
Hallo Anke, ich finde sie auch wunderhübsch. Quakt deiner? Meiner ist eben auch amberfarben, eher selten, glaub‘ ich. Lieben Gruss
Keine Ahung, ob er spricht …. Ich entdeckte ihn zufällig bei der Säuberung. Ich hebe einen Lavastein an, um besser ans Unkraut zu kommen, pack ich fast in den orangen Frosch. War ich ein wenig schockiert – er übrigens auch. Zwei Tage lang ist er am Zaun langgehüpft. Entweder ist er dann umgesiedelt oder fühlt sich in seinem Brunnen wieder sicher. 😉
Wenn er spricht oder singt, wirst du es in jedem Fall merken 😉
Der Frosch ist orange, nicht der Brunnen! 😀
😀 toll geschrieben und ein sehr schönes Foto!!
LG Mathilda ♥
Danke, Mathilda 🙂 und einen lieben Gruss
Lovely story Annette – he may be of good use here without being kissed as I believe he likes mosquitoes for tea… I could do with a few of his cousins on our patio!
Make a pond and they’ll arrive in no time, Cathy 🙂 …we also have lots of lizards, bats and snakes which helps a lot in controlling the unwanted visitors, great thing!
Amüsant, Annette! Hab schmunzeln müssen! Du Glückliche mit deiner Fauna ringsum – wir haben leider keine Frösche…nur Molche
Molche sind doch auch nicht schlecht, Sabine. Ich wundere mich, dass ihr in eurem Teich keine Frösche habt. Gibt es Ringelnattern?
Nein, habe ich noch nicht gesehen. Der Teich ist allerdings künstlich angelegt und nicht so groß, etwa 2,50 x 4,00 m.
Das ist den Fröschen egal! Die lieben jeden Tümpel…eigentlich, deshalb fragte ich nach Ringelnattern.
Ich hätt ihn geküsst!
Das glaube ich dir gleich, haha 😉 …bist halt doch mutiger als ich!
Meinste?
😉 Du sprachst so voller Überzeugung…
asooo 😉
So when he is sitting in your meadow singing, what song is he singing? And why do female frogs tend to be the quiet ones – and what would happen if you kissed one? So many questions, Annette – I think you need some answers before he tempts you again with his amber eyes!
Guess the males like to impress and unlike most people I quite enjoy their song…just this evening they were singing or chatting away, it sounds like they suddenly have a fit of laughter and make me laugh in turn. Females just have to listen or join the laughing, who knows. As I’ve found my prince I shan’t be tempted… 😉